Heute schreibe ich über ein Thema, das wahrscheinlich vielen Menschen unangenehm ist, – das man gerne beiseite schiebt – bis es zu spät ist: das Testament.
Man wächst hinein in das „Bauernhof-Leben“ man lebt für die Familie, den Hof und für das, was man gemeinsam aufbaut. Und genau deshalb fällt es so schwer, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass eines Tages das ganze Leben sich ändert.
Meine liebe Freundin mit vier Kindern wurde plötzlich Witwe. Ihr Mann – mitten aus dem Leben gerissen, völlig unerwartet. Die Welt steht still, – sie kämpft mit der Trauer, mit dem Alltag, mit dem Weiteratmen. Und gerade dann merkt man: Niemand hat sich rechtzeitig um das gekümmert, was geregelt gehört hätte.
Der Hof gehörte plötzlich nicht mehr ihr – sondern den Kindern. So sieht es das Gesetz vor. Sie darf wirtschaften, ja. Aber sie besitzt offiziell nichts: Nicht das Wohnhaus, nicht den Stall, nicht die Tiere, nicht einmal den Traktor. Statt zu trauern, muss sie stark sein. Für die Kinder, – für den Hof, – fürs Überleben. Sie muss Anträge stellen, Unterlagen zusammensuchen, zum Amt, zum Gericht, zum Notar. Funktionieren, Tag für Tag. Und immer mit dieser Frage im Hinterkopf: Warum haben wir kein Testament gemacht?
Es tut weh, das mitanzusehen. Und genau deshalb schreibe ich diesen Blogbeitrag.
Ein Testament ist kein Zeichen von Schwäche. Ich weiß, niemand beschäftigt sich gern mit dem Gedanken an den eigenen Tod. Aber ein Testament zu machen ist kein Abschied – es ist Vorsorge. Es ist Fürsorge. Für die Menschen, die uns wichtig sind. Für das, was wir aufgebaut haben. Für die Kinder, den Hof, für die Tiere. Es geht darum, Streit zu vermeiden, unnötigen Druck zu verhindern, Existenzängste gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Ein Testament sagt: Ich habe an euch gedacht. Ich will, dass ihr geschützt seid.
Und ja – es kostet Überwindung. Aber es ist auch kein Schritt, den man nie wieder ändern kann. Ein Testament kann angepasst werden, wenn sich etwas verändert – in der Familie, am Hof, im Leben. Wichtig ist nur: dass es überhaupt eines gibt.
Denn wenn keines da ist, gilt die gesetzliche Erbfolge. Und die hat oft wenig mit der Realität am Hof zu tun. Deshalb redet darüber, auch wenn es schwer fällt. Sucht euch eine gute Beratung, einen Notar, dem ihr vertraut. Überlegt gemeinsam: Was soll mit dem Hof passieren, wenn einer von euch nicht mehr da ist? Was ist gerecht – und was ist machbar?
Ein Testament ist kein schöner Gedanke, aber es ist ein guter und ein wichtiger für euch und eure Familie.
Eure Shoafbäuerin Gerhild
Foto: Thomas Koch